10.04.2014
Der Weinbauverband Württemberg arbeitet an einer Neuausrichtung. Das wurde bei der Mitgliederversammlung am 10. April 2014 in Besigheim angekündigt. Der Schwerpunkt soll noch stärker auf der politischen Arbeit liegen. In den nächsten Monaten werden die Gremien entsprechende Konzepte erarbeiten. Dabei stehen auch die Veranstaltungen im Umfeld der Landesweinprämierung auf dem Prüfstand.
EU-Weinmarktreform
Württembergs Weinbauverbandspräsident Hermann Hohl bekräftige bei der gut besuchten
Mitgliederversammlung die Haltung des Anbaugebietes zur Umsetzung der
EU-Weinmarktreformm bei der Vergabe von Neuanpflanzungsflächen bzw. Autorisierungen: „Wir haben immer gesagt: Wir sind gegen Streu-Weinbau.“ Wichtig sei auch der
Gestaltungsspielraum auf regionaler Ebene.
Erfreulicherweise seien diese Positionen Württembergs auch in die aktuelle Stellungnahme des Deutschen Weinbauverbandes eingegangen. Generell müssten Umsetzung und Verwaltung des künftigen Systems „so einfach wie möglich“ gestaltet werden. Hohl: „Wir alle können keine zusätzliche Bürokratie gebrauchen. Davon haben wir schon jetzt genug.“
Besigheimer Thesen
Hohl erinnerte an die vor fünf Jahren aufgestellten Besigheimer Thesen zur Zukunft der
Württemberger Weinwirtschaft und zog eine Zwischen.
„Wir haben weitere Fortschritte bei der Qualitätserzeugung und der Profilierung unserer typischen Württemberger Sorten gemacht. In verschiedenen Trollinger-Projekten wird das vom Weininstitut Württemberg zusammen
mit Fachleuten und Praktikern erarbeitete Trollinger-Ausbauprofil umgesetzt. Dazu gehören die Trollinger-„Evas" ebenso wie Jungwinzer, die sich wie die Vision Heuchelberg engagiert um die Traditionssorte kümmern. Durch diese Aktivitäten ist es uns gelungen, ihn als qualitativ hochwertigen Wein dem Verbraucher näher zu bringen. Der Trollinger bleibt nach wie vor die typische und unsere wichtigste Württemberg-Sorte.“
Hohl begrüßte auch die Marketing-Kreativität, die in vielen Betrieben erkennbar sei: „Weine aus Württemberg präsentieren sich in einem sehr modernen Stil und sind auch deshalb heute interessanter denn je. Aus qualitativer Sicht sowieso.“ Eine „ständige Aufgabe“ sei die Preispflege: „Der Verbraucher muss bereit sein, für ein hochwertiger regionales Produkt einen gerechten Preis zu bezahlen.“
Die Strukturkommission des baden-württembergischen Genossenschaftsverbandes habe gute Arbeit geleistet. Hohl: „Bei den Genossenschaften beginnen die Fusionen auf allen, auch auf wirtschaftlicher Ebene zu greifen. Damit entstehen mittel- und langfristig neue Perspektiven für die Weinwirtschaft.“
Wenn auch im Moment durch die geringen Ernte-Mengen die Absatzchancen eingeschränkt seien, müssten die Betriebe weiter an der Ausweitung der Absatzmärkte im In- und Ausland arbeiten. Ebenso seien die Chancen des Weintourismus verstärkt zu nutzen.
Für Hohl waren die Besigheimer Thesen vor fünf Jahren „eine wichtige Standortbestimmung. Wir sollten sie immer mal wieder zur Hand nehmen und uns selbst prüfen, welche Schritte in die richtige Richtung wir unternommen haben.“
Die vollständige Rede des Präsidenten
„Genießen als politischer Akt"
Wein & Regionalität aus Konsumentensicht
Ein Plädoyer für „Genuss als politischen Akt“ und aktive Regionalität legte Professorin Dr. Sabine Woydt vom Studiengang Food Management an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Campus Heilbronn ab: „Der Produzent muss sich Gedanken machen, wie er die Regionalität an den Kunden bringt.“ Ihr Credo: „Wein ist Regionalität.“
An der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Campus Heilbronn wird es künftig bei der Ausbildung „kaufmännischer Genussfachleute“ (Woydt) im Bereich des Studiengangs Food Management auch verstärkt die Komponente Wein geben. Sechs Württemberger Betriebe stehen zum Start im Herbst als Kooperationspartner bereit.
Geschäftsbericht
Die von Geschäftsführer Werner Bader vorgetragene Bilanz führte nach dem Rechenschaftsbericht von Hermann Schneider zur einstimmigen Entlastung.
Drei Goldene Ehrennadeln
Mit Walter Kast, Fritz Müller und Ernst Steiner hat der Weinbauverband Württemberg drei Persönlichkeiten mit der Goldenen Ehrennadel ausgezeichnet, die sich auf verschiedene Weise um den Wein verdient gemacht haben. (Begründungen im Anhang)
Walter Kast hat fast 30 Jahre an der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau in Weinsberg gewirkt. Sein Forscherdrang galt dem frühzeitigen Erkennen und dem erfolgreichen Bekämpfen von Reben-Krankheiten. Als andere diese Worte noch nicht inflationär missbrauchten, war sein Handeln ökologisch und umweltschonend geprägt. Dem „Rebendoktor“ gilt hohe Wertschätzung als Wissenschaftler, Berater, Lehrer und Kollege.
Fritz Müller ist Hohenloher Unternehmer aus Ingelfingen-Criesbach, der sich in unübersehbarer Weise für die Sache des Weins einsetzt. Sichtbares Zeichen ist das große Holzfass in den Steillagen-Weinbergen. Mit seinem originellen Weinbaumuseum ist es zu einem Markenzeichen für Ingelfingen und das ganze Kochertal geworden. Müller engagiert sich auch aktiv für den Steillagen-Erhalt im Kochertal. Er ist ein Glückfall nicht nur für Ingelfingen, sondern für das ganze Anbaugebiet Württemberg.
Ernst Steiner war von 1992 bis 2014 zwölf Jahre Vorsitzender im Bezirk Weinsberger Tal und Hohenloher Gegend. Schon die Tatsache, dass der Bezirk zwei Landkreise tangiert, lässt ahnen, dass die Aufgabe nicht immer leicht ist. In der Weinkellerei Hohenlohe e.G. ist er seit 2001 stellvertretender Vorstandsvorsitzender. Nicht nur bei den Mitgliedern der Hohenlohekellerei, sondern im ganzen Bezirk schätzt man seinen Rat und seine menschliche Art.
Goldene Ehrennadeln des Weinbauverbandes Württemberg übergaben (von rechts) Präsident Hermann Hohl und Weinkönigin Theresa Olkus an Ernst Steiner, Fritz Müller und Otto Kast.
Weinjahr 2013
Nach der endgültigen Ernteermittlung des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg hat das Anbaugebiet Württemberg im vergangenen Jahr mit 919.384 Hektolitern noch weniger geerntet als die Ende Oktober prognostizierten 925.000 Hektoliter. Das bedeutet ein Minus von gut 20 Prozent im Vergleich zu 2012.
Auch die Wein-Jahreserzeugung liegt 2013 mit 916.815 Hektolitern liegt nach Angaben des Statistischen Landesamtes deutlich unter dem Jahr 2012 mit einer Million und 131.274 Hektolitern.
Weinkönigin Theresa Olkus sprach ein Grußwort und freut sich auf weitere sechs Monate im Amt.
Einladung
Der Weinbauverband Württemberg führt seine Mitglieder herzlich ein zur Mitgliederversammlung am Donnerstag, den 10. April 2014, um 18.00 Uhr in der Stadthalle „Alte Kelter“ in 74354 Besigheim durch.
Tagesordnung
1. Eröffnung und Begrüßung
2. Grußworte
3. Präsident Hermann Hohl
„Aktuelles zur Weinmarktpolitik“
4. "Genießen als politischer Akt"
Wein & Regionalität aus Konsumentensicht
Prof. Dr. Sabine Woydt
Duale Hochschule Baden-Württemberg, Campus Heilbronn
Studiengang Food Management
5. Ehrungen
6. Geschäftsführer Werner Bader
Tätigkeits- und Kassenbericht
7. Prüfungsbericht und Entlastungen
8. Satzungsänderung
Die Anpassung der Satzung aus dem Jahr 2002 wird insbesondere erforderlich, nachdem im BGB klargestellt wurde, dass ein Vorstandsmitglied eines Vereins grundsätzlich unentgeltlich tätig ist. Abweichend davon kann in der Vereinssatzung bestimmt werden, dass ein Vorstandsmitglied eine Vergütung für seine Tätigkeit erhalten darf. Den Themenkomplex „Aufwandsentschädigung“ regelt der neuen Paragraph §14a im Detail.
Geändert wird bei dieser Gelegenheit auch die Vorgabe zum Wahlmodus: Bisher waren satzungsgemäß bei der Wahl der Bezirksvorsitzenden sowie des Geschäftsführenden Vorstandes geheime Wahlen erwünscht. Künftig kann nun auch per Handzeichen abgestimmt werden (BZV §8, S. 6 / GVO §12, S 9.).
Auf Anraten von Rechtsanwalt Claus Gatto, der die Änderungsvorschläge bei der Mitgliederversammlung vortragen wird, wird zudem bei dieser Gelegenheit klargestellt, dass der Präsident und die Mitglieder des Geschäftsführenden Vorstandes in ihrer Tätigkeit weisungsfrei sind (§12, Seite 9); ggf. muss aber der Vorstand baldmöglichst über Entscheidungen in eigener Verantwortung informiert werden.
Die neue Satzung stellt außerdem klar, dass dem Präsident insbesondere die repräsentativen Aufgaben obliegen, während der Geschäftsführer – über den der GVO die Dienstaufsicht erhält – insbesondere für Verwaltungsaufgaben zuständig zeichnet (§15).
Eine Antidiskriminierungsklausel rundet die Neufassung ab (Präambel).
Der vollständige Satzungsentwurf
9. Wünsche und Anträge
10.Verschiedenes