„Geht das überhaupt?“ fragten die meisten der 45 Weingärtner und Weinfreunde, die auf Weininformationsreise nach Marokko aufbrachen. Ja es geht. Marokko bietet viele touristische Höhepunkte, aber auch beeindruckende Weinbaubetriebe.
Weinbau hat in Marokko Tradition. Ab dem 1. Jahrhundert florierte der Weinbau unter den Römern. Auch nach dem Eintreffen der Araber und des Islam im Jahr 681 wurde dank der jüdischen Minderheit im Land die Weinproduktion nie ganz unterbrochen. Ab 1870 förderten Probleme mit der Reblaus sowie ein hoher Weinkonsum in Europa den Weinbau in der Maghreb-Region.
Die Reise begann in Casablanca und führte über die Hauptstadt Rabat nach Benslimane. Unterwegs gab es viele Besichtigungen beispielsweise in der Königsstadt Fes mit ihren verwinkelten Basar-Gassen, in der Oasenstadt Marrakech, in der zweiten Königsstadt Meknes mit gigantischen Stadtmauern und anderswo. Überall begegnen einem Weltkulturerbe-Orte, Gerbereien und Webereien.
Beeindruckend war die Begegnung mit Réda Zniber. Mohammed VI. ist zwar der König aller Marokkaner. Der König der Weinberge ist jedoch Brahim Zniber, Rédas Vater, der Herr über 5000 Hektar im Weingut „Les Celliers de Meknes“ mit dem Chateau Roslane am Atlas-Gebirge und 1200 Mitarbeiter. 25 Rebsorten gedeihen hier bestens - vor allem Carignan, Cinsault, Grenache, Chardonnay, Cabernet Sauvignon, Merlot und Syrah. Es gibt computergesteuerte Kelter-, Kühl- und Abfüllanlagen sowie Edelstahltanks für zehntausende Hektoliter Wein. Die Weine aus den Celliers de Meknes sollen auch in Deutschland Botschafter für Marokkos Lebensart sein. Noch landen 90 Prozent ihrer Weine auf dem marokkanischen Markt.
Der Firmensitz von Marokkos Weinzar macht Meknes zu einem mächtigen Player der marokkanischen Wirtschaft. Jährlich werden in Marokko über 50 Millionen Flaschen produziert, rund 90 Prozent verbleiben auf dem heimischen Markt.Sie bringen dem Staat Millionen Steuereinnahmen.
Das Abendessen auf dem Weingut „Les Celliers de Meknes – Chateau Roslane“ war ein besonderes Erlebnis. Réda Zniber führte souverän durch die Probe. Er war schon oft in Deutschland und hier auf der ProWein in Düsseldorf, kennt also die deutschen Gewohnheiten und den internationalen Markt.
Nicht minder interessant waren die Weinproben auf der „Domaine des Ouled Thaleb“, die inzwischen auch zum Zniber-Imperium gehört, und der „Domaine de la Zouina“, wo Mitinhaber und Geschäftsführer Christophe Gribelin persönlich führte. Weine werden auf ca. 70 Hektar Rebfläche angebaut. Sie heißen Volubilia und Epicuria, sind hochpreisig und hervorragend. Außerdem wird Olivenöl produziert. Eine Hommage an den Film „Casablanca“ war das Abschiedsessen in „Ricks Cafe“.
Die schnell ausgebuchte und mit Unterstützung des marokkanischen Fremdenverkehrsamtes in Frankfurt durchgeführte Reise begeisterte am Ende alle Teilnehmer total. Eine Wiederholung 2015 ist angedacht.Karl-Heinz Vollert
Reiseleiter Karl-Heinz Vollert (links), Réda Zniber (rechts) und der Kellermeister von „Les Celliers de Meknes – Chateau Roslane“