01.01.2012
Rebe & Wein: Nach 18 Jahren „Auslandseinsatz“ in der Pfalz: Wie sieht der Remstäler das Weinland Württemberg heute?
Bader: Württemberg ist klasse! Zunächst gibt es großartige Wengerterinnen und Wengerter, die einen hervorragenden Job machen. Bei der Weinqualität hat Württemberg in den letzten Jahren einen Quantensprung vollzogen. Das wird mittlerweile auch „außerhalb“ respektvoll registriert. Viele neue, spannende und selbstbewusste Ideen, Aktionen und Jungwinzerprojekte kommen aus Württemberg. Weingüter, Weingärtnergenossenschaften und Kellereien sind innovativ, suchen, finden und gehen neue Wege. Exzellente Botschafter wie der in Rheinland-Pfalz so erfolgreiche Dornfelder sind in Weinsberg geboren. Mit den Rebsorten Lemberger, Schwarzriesling und Trollinger haben wir zudem hervorragende Alleinstellungsmerkmale. Gut gefällt mir auch die Weinwerbung mit dem nach wie vor griffigen und unverwechselbaren Kennerkopf-Slogan „Kenner trinken Württemberger“. Und dass viel Wert auf Zusammenarbeit gelegt wird, beispielsweise im Weinbauverband selbst oder im Weininstitut, aber auch an vielen anderen Stellen, finde ich auch hervorragend, wenngleich man hier sicher noch unterstützen kann.
Rebe & Wein: Alle reden vom Weintourismus. Hat Württemberg Nachholbedarf?
Bader: Württemberg hat einzigartige Landschaften und Regionen, die geradezu prädestiniert sind für touristische Aktivitäten. Hier ist Potenzial vorhanden. Es bewegt sich ja schon einiges. Nicht umsonst kommt die Ausbildung zum Weinerlebnisführer an der LVWO Weinsberg so gut an. Aber man kann immer mehr tun und da ist teilweise doch noch Basisarbeit vonnöten. Wir sollten und werden das anpacken, einen Blick über die Grenzen wagen, Ideen sammeln und bündeln - und neue Wege entstehen ja bekanntlich dadurch, dass man sie geht.
Rebe & Wein: Was dürfen die Mitglieder des Weinbauverbandes erwarten?
Bader: Gute Kommunikation ist die Basis für zielorientiertes und konzeptionelles Arbeiten. Erste Aufgabe wird also sein: Gespräche zu führen, viele Fragen zu stellen und ein aktuelles Bild der württembergischen Weinszene zu zeichnen. Im Konzert der Anbaugebiete stehen wir, wie schon erwähnt, ganz gut da, doch natürlich gibt es auch noch einiges zu tun und zu verbessern, durchaus große Aufgaben stehen an. Diese sollten wir gemeinsam mit den Mitgliedern, mit vereinten Kräften anpacken und wo es passt auch Traditionen neu beleben oder modernisieren, wobei ich hier gerne Gustav Mahler zitierte, der einmal sagte: "Tradition ist die Bewahrung des Feuers, nicht die Anbetung der Asche." Doch es muss auch gelten: eines nach dem anderen, einen großen Berg erklimmt man ja auch nicht in einem Schritt. Und was die Weinsberger Geschäftsstelle selbst anbelangt, so werden wir diese als offene und gerne genutzte Anlauf- und Koordinierungsstelle für alle relevanten Fragen um den Weinbau gestalten. Jedenfalls freue ich mich darüber, dass es jetzt für mich endlich losgeht und ich meinen Teil zum Wohl der heimischen Wengerterinnen und Wengerter beitragen kann, denn schließlich gilt auch: Herkunft verpflichtet, und Sie wissen ja: Ich bin ein Württemberger!
Leitartikel von Werner Bader in Rebe & Wein Januar 2011
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