30.06.2014
Württembergs Weinbauverbandspräsident Hermann Hohl fordert neue Mengenregelungen für den Weinanbau mit verstärkter Berücksichtigung des Marktes und regionaler Besonderheiten.
„Eine generelle Mengenregelung passt nicht mehr in diese stark wettbewerbsorientierte Zeit“, erklärt Hohl: „Wir müssen darauf achten, dass wir passende Angebote machen. Wir müssen uns für jede Qualitätsrichtung und jedes Preissegment Gedanken machen über angepasste Produktionsmengen, die zum Produkt passen und entsprechende Erlöse erzielen. Nicht alles muss Premium, aber alles angemessen bezahlt sein.“
Hohl schlägt ein Stufenkonzept mit unterschiedlichen Produktionsmengen für unterschiedliche Vermarktungsschienen vor: „Es geht nicht um gesetzliche Maßnahmen, sondern Regelungen auf freiwilliger Basis in Form einer Wirtschaftsvereinbarung der Branche.“ Das betreffe neue Erziehungsmethoden (Minimalschnitt) ebenso wie Premiumwein-Strategien. Mit den Praktikern will der Weinbauverband Württemberg geeignete Konzepte entwickeln.
Die Gemeinde- und Kreisräte, die in diesen Tagen in Württemberg nach den Wahlen ihr neues Amt antreten, ermuntert Hohl, sich vor Ort verstärkt den Themen Wein und Tourismus, Bauen im Außenbereich, Steillagenerhalt und Weinbauberatung zu widmen.
Von den ebenfalls neu gewählten Europapolitikern erwartet er Unterstützung im Interesse der Erhaltung der Weinbaubetriebe und der Weinkulturlandschaft: „Die EU-Kommission muss erkennen, dass es Europa nützt, wenn regionale Besonderheiten beachtet werden und die entsprechende Rechte nach unten weitergegeben werden.“ Hier seien dann die regionalen Mandatsträger besonders gefordert.
Kritik übt Präsident Hohl an der Weiterentwicklung des Themas Wein und Tourismus, bei dem er „keinen überzeugenden Fortschritt“ sieht: „Die größten Hemmnisse sind nach wie vor Eifersüchteleien zwischen den Anbietern und für Touristen fehlende wirklich attraktive Angebote, die auch wirkungsvoll überregional vermarktet werden.“ Es müsse auch in Form neuer Organisationsstrukturen noch „ein Ruck durch die Weinwirtschaft und die Regionalpolitik gehen“. Sonst bleibe von Lippenbekenntnissen und Sonntagsreden nicht viel übrig.