Der Arbeitskreis Kirschessigfliege (KEF) des Weinbauverbandes Württemberg hat am 16.07.2015 seine Arbeit aufgenommen. Ziel ist ein koordinierter Informationsfluss von der Wissenschaft in die Praxis. Der Arbeitskreis besteht aus Vertretern der LVWO Weinsberg, der weinbaulichen Beratung sowie des Berufsstandes.
Die Vertreter der Wissenschaft erwarten für dieses Jahr eine deutlich entspanntere Situation in Bezug auf den aus Asien eingewanderten Schädling. Wie sich die Population entwickelt, wenn es näher auf den Herbst zugeht, bleibt aber in Abhängigkeit der klimatischen Gegebenheiten abzuwarten. Im Vordergrund des Umgangs mit der Kirschessigfliege sollen 2015 aber auf jeden Fall die bestandshygienischen Maßnahmen stehen. Diese haben sich im Vorjahr sowie in anderen Weinbauregionen bestens bewährt: luftige Laubwand, kurzer Unterbewuchs, dann fühlt sich die KEF im Weinberg am wenigsten wohl, zumal Trauben nicht zu ihrer bevorzugten Nahrungsquelle zählen. Was genau und wie zu beachten ist, wurde zwischenzeitlich in einem Informationsblatt zur Kirschessigfliege zusammengefasst, siehe hier.
Mittlerweile wurde auch ein landesweites Monitoring aufgebaut. An rund 3 Dutzend Standorten sind Fallen aufgehängt, die Ergebnisse der Fallenfänge können von Seiten der Praxis jederzeit im Internet eingesehen werden: Link. Ganz neu in diesem Jahr werden ebenfalls an rund 3 Dutzend über das Anbaugebiet hinweg verteilten Stellen Eiablagebonituren durchgeführt. Unter Koordination der LVWO Weinsberg werden in regelmäßigen Abständen Traubenteile eingeholt und unter dem Mikroskop bonitiert. Für diese Aktion wurden von Seiten des MLR Stuttgart 25.000 Euro an Finanzmitteln bereitgestellt. Für einen Betrag von 30.000 Euro hat die LVWO Weinsberg außerdem neue Mikroskope angeschafft.
Sollten Eiablagen festgestellt werden, so war man sich in der Arbeitsgruppe einig, erst dann sind mögliche Pflanzenschutzmaßnahmen in Erwägung zu ziehen. Aber wirklich erst dann. Eine prophylaktische Behandlung führt zu keinem Erfolg. Aus der zur Verfügung stehenden Mittelpalette sind laut Ansicht des Arbeitskreises Spintor sowie Mospilan zu bevorzugen. Schon im Vorjahr hat sich das im Ökoweinbau zugelassene Spintor bewährt, bei Bienenflug sowie eher gegen Ende der Reifeperiode der Traube soll Mospilan im Vordergrund stehen (das einmal pro Vegetationsperiode eingesetzt werden kann).
Wie in Untersuchungen festgestellt wurde, sind die Traubensorten unterschiedlich empfindlich. Die KEF bevorzugt insbesondere rote Sorten mit weicher Beerenschale, z.B. Acolon, Dornfelder und Trollinger. Bei Rotweinsorten mit härterer Beerenschale sowie bei Weißweinsorten sind laut Ansicht der KEF-Runde weniger Probleme zu erwarten.
Die Mitglieder des WVW sollen in regelmäßigen Rundschreiben über die Ergebnisse informiert werden. Auch in Sachen Öffentlichkeitsarbeit sieht sich der Verband in zentraler Position. Presseanfragen werden am besten an die Geschäftsstelle weitergeleitet, um einen koordinierten Auftritt in der Öffentlichkeit zu ermöglichen.
Der AK KEF soll bis zur Lese in unregelmäßigen Abständen bzw. bei Bedarf zusammenkommen. Das nächste Treffen ist für Anfang August 2015 vorgesehen.
Der Arbeitskreis Kirschessigfliege des Weinbauverbandes Württemberg will zu einem koordinierten Informationsfluss von der Wissenschaft in die Praxis beitragen