10.9.2018
Nahezu gleichzeitig mit der Herbstpressekonferenz des Weinbauverbandes Württemberg hat die Lese der früh reifenden Rebsorten begonnen – rund drei Wochen früher als normalerweise üblich. Sehr früh haben sich auch diejenigen zu Wort gemeldet, die das Ergebnis des Jahrgangs 2018 schon zu kennen meinen. Der Württembergische Weinbaupräsident Hermann Hohl will sich nicht zu ihnen gesellen. „Eine Einschätzung über Menge und Qualität ist in diesem Jahr besonders schwer zu treffen“, sagte Hohl bei der Herbstpressekonferenz seines Verbandes am Montag in Weinsberg. Eine endgültige Aussage über den aktuellen Jahrgang sei erst möglich, wenn der Wein im Keller sei.
Reduzierte Ernteprognosen
Eines aber stellt Hohl klar fest: „All jene, die einen großen Jahrgang prophezeiten, lagen falsch.“ Die Ernteprognosen müssten, was die Menge betrifft, deutlich reduziert werden. Der Grund: die anhaltende Trockenheit. In einigen Regionen Württembergs seien aufgrund der geringen Niederschläge sogar Totalausfälle zu befürchten, insbesondere bei Junganlagen. Selbst in älteren, tief wurzelnden Weinbergen werden die verfügbaren Wasservorräte offensichtlich knapp, was sich etwa in kleineren Beeren zeige. Am ehesten könne man zur jetzigen Beurteilung des Jahrgangs 2018 Parallelen zum Weinjahrgang 2003 ziehen, der mit hohen Mostgewichten und niedrigeren Erträgen in Erinnerung bleibe.
Qualität gut bis sehr gut
„Die Qualität aber kann man nach den Vorlesen für Traubensaft und Sektgrundwein als gut bis sehr gut bezeichnen“, ist sich der Weinbaupräsident sicher. Erfreulich sei zudem der hervorragende Gesundheitszustand der Weinberge und Trauben. Von tierischen Schädlingen, zum Beispiel der Kirschessigfliege, sei in diesem Jahr nichts zu befürchten. „Die Schädlinge haben sich wohl bei den hohen Temperaturen den Hintern verbrannt und verursachten so keinen Schaden in den Weinbergen und an der Trauben“, zeigte sich Hermann Hohl erfreut.
„Der Klimawandel ist in den Weinbergen des Landes in vollem Umfang angekommen“, ist Hermann Hohl überzeugt. Das zeige sich in den starken Frostschäden im letzten Jahr und in diesem Jahr in den Folgen der anhaltenden Trockenheit. „Durch die unkontrollierbaren Wetterereignisse, die auf den Wandel des Klimas zurückzuführen sind, sind auch die wirtschaftlichen Risiken unserer Weinbaubetriebe größer geworden.“ Dieser Situation müsse sich die Weinwirtschaft in Württemberg stellen und nach Lösungen suchen. Für den Weinbaupräsidenten ist die Zukunft im Zeichen des Klimawandels nur mit dem professionellen Aufbau eines Wasser- und Bewässerungsmanagements zu bewältigen, wie es in den südlichen Weinanbaugebieten Europas gang und gäbe ist. Hohl weiß: „Das macht hohe Investitionen in Beregnungsanlagen und Wasserspeicherung notwendig.“ Unabdingbar sei zudem die Forschung nach trockenheitsresistenteren Sorten. Hohl setzt dabei große Hoffnung in die Arbeit der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau (LVWO) in Weinsberg.
Vorsorge notwendig
Der Weinbauverband Württemberg will den Ruf nach der finanziellen Unterstützung durch den Staat möglichst vermeiden. Vorrangig seien Investitionen in die Vorsorge. Deshalb müsse der Weinbau jetzt gemeinsam mit Ministerien, Präsidien, Forschungseinrichtungen und nachgelagerten Behörden Lösungen suchen. Dabei müsse es auch um die seitens des Weinbauverbandes Württemberg geforderte Allgefahrenversicherung in Bezug auf Frost und Hagel gehen. „Bei allen Maßnahmen geht es darum, dem Handel und den Endverbrauchern Weine der Region in bester Qualität und ausreichender Menge zur Verfügung zu stellen und um den Erhalt unserer Kulturlandschaft und unseres Lebensraumes“, so Hermann Hohl.