Weinbauverband Württemberg begrüßt das Sofortprogramm Weinbau
Weinsberg. Im 200-jährigen Jubiläumsjahr des Weinbauverbandes sind mit der Wahl des neuen Präsidenten Dietrich Rembold wieder alle Ehrenämter besetzt. Ein kleiner Jahrgang 2024 und vor allem die allgemein rückläufigen Absatzzahlen von Wein treiben den Weinbauverband Württemberg um. Die Winzer sorgen sich um den Erhalt der einmaligen Kulturlandschaft.
Erstmals nach mehr als einer ganzen Winzer-Generation gab es wieder einen Wechsel an der Spitze des Weinbauverbandes. Nach dem unerwarteten Tod des langjährigen Präsidenten Hermann Hohl war das Amt für mehrere Monate vakant. „Der Tod von Hermann Hohl kam für uns alle unerwartet. Die Weinwirtschaft befindet sich im Wandel, sodass wir zuerst das Anforderungsprofil für einen neuen Präsidenten festlegen mussten. Um keine voreiligen Entscheidungen zu treffen, haben wir uns für einen verbandsinternen Findungs- und Abstimmungsprozess entschieden, an dessen Ende Dietrich Rembold vergangenen Donnerstag einstimmig gewählt wurde“, fasst Vizepräsident Bernhard Idler die vergangenen Monate zusammen. Der Weinbauverband Württemberg feiert in diesem Jahr sein 200-jähriges Bestehen. Zu Beginn des Jubiläumsjahres sind damit alle Ehrenämter im Verband besetzt. „Auf ein motiviertes und eingespieltes Vorstandsteam zurückgreifen zu können, wird mir die Einarbeitung sicherlich erleichtern“, freut sich Rembold auf seine neuen Aufgaben.
Ein Blick in die Chroniken vergangener Tage zeigt, wie sich die Arbeiten der Winzer, der Weinkonsum und das Verbraucherverhalten über die Jahrhunderte verändert haben und vor allem wie sich die Weinqualitäten mit steigendem Wissen und mit zunehmender Technologisierung stetig verbesserten. „Winzer zu sein bedeutet mit der Natur zu leben und in dieser zu arbeiten. Die Aufgabe des Verbandes ist, dafür zu sorgen, dass die Rahmenbedingungen einen für die Winzer auskömmlichen Weinbau ermöglichen“, definiert Rembold die Aufgabe des Weinbauverbandes. Der gelernte Weinbautechniker Rembold ist aktiver Winzer sowie Vorstandsvorsitzender der Lauffener Weingärtner e.G. und möchte den Weinbauverband in den kommenden Wochen auf die anstehende Landtagswahl in Baden-Württemberg vorbereiten. Hierfür wird der Verband gemeinsam mit dem Baden-Württembergischen Genossenschaftsverband und dem Badischen Weinbauverband ein Positionspapier entwickeln. Auch auf den Naturschutz möchte Rembold zugehen: „In Zeiten, in denen das Land Flächen für den Naturschutz kauft, müssen wir darüber reden, wie auch unsere Betriebe ihre Umweltleistungen honoriert bekommen.“
Das im Januar von Minister Peter Hauk MdL vorgestellte „Sofortprogramm Weinbau“ bewertet der Weinbauverband Württemberg als einen Ansatz in die richtige Richtung. Vor allem die angekündigte Einführung einer Drieschenverordnung ist dringend notwendig, um praktizierende Winzer vor dem Wildwuchs von unbewirtschafteten Grundstücken zu schützen. Auch die Unterstützung von Weintourismusprojekten begrüßt der Weinbauverband weiterhin. Der Weintourismus hat das Potenzial, neue Wertschöpfung für Winzer und verbundene Gewerke zu generieren. Allein aber die Tatsache, dass das im vergangenen Sommer veröffentlichte, landesweite Weintourismuskonzept bei den Weinbaubetrieben nicht bekannt ist, zeigt nach Auffassung von Rembold den Handlungsbedarf.
Strukturwandel schreitet voran
Magdalena Dreisiebner, verantwortlich für die Qualitätsprüfung und Weinmarktverwaltung an der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg stellt die aktuellen strukturellen Entwicklungen des Weinbaus in Württemberg dar. Der Strukturwandel in der Branche schreitet voran, die Anzahl der weinbautreibenden Betriebe nahm wie in den vorherigen Jahren linear auf rund 6.550 Betriebe ab. Der Rückgang ist vor allem auf die Winzer mit einer Fläche unter 0,3 Hektar (entspricht einem halben Fußballfeld) zurückzuführen. „Drei von vier Weinbaubetrieben in Württemberg bewirtschaften eine Fläche kleiner als 1,0 Hektar. Nebenerwerbsbetriebe prägen die kleinparzellierte Kulturlandschaft. Gleichzeitig bewirtschaften sie aber nur rund 15% der Gesamtrebfläche Württembergs. Die betrieblichen Strukturen unterscheiden sich deutlich von denen in beispielsweise Rheinhessen oder der Pfalz. Hier prägen Haupterwerbsbetriebe den Weinbau“, ordnet Dreisiebner die Besonderheit des Weinbaugebiets ein.
Während die Anzahl der Trauben- und Weinproduzenten in den vergangenen Jahren dem Strukturwandel geschuldet stetig abnahm, blieb die Rebfläche Württembergs annährend konstant. Der seitens des Weinbauverbandes erwartete Flächenrückgang war in 2024 erkennbar: Erstmalig seit 1998 unterschritt die bewirtschaftete Rebfläche die Marke von 11.000 Hektar. Im vergangenen Jahr wurden 265 Hektar Weinberge gerodet und im gleichen Zeitraum 115 Hektar auf neue Rebsorten umbestockt. Riesling, Souvignier Gris und Sauvitage sind dabei die am häufigsten neu gepflanzten Rebsorten. In Summe wuchs der Anteil der mit pilzwiderstandsfähigen Rebsorten bestockten Weinberge auf rund drei Prozent der Gesamtrebfläche an.
Im Hinblick auf die strukturellen Veränderungen blickt Vizepräsident Peter Albrecht gespannt auf die Koalitionsverhandlungen in Berlin: „Wir erwarten zeitnah die Einführung einer Rotationsbrache, die deutsche Winzer unterstützen soll, mehrjährige Biodiversitätsmaßnahmen auf aufgelassenen Weinbergen durchführen zu können.“
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