Die Antwort kam spontan: „Das sind zu viele“. Generaldirektor Dr. Emilion Pedron hatte eben die Zahl der selbstständigen Württemberger Weingärtnergenossenschaften gehört. Er zeigte beim Weinbauverband Württemberg auf, wie man Marken, Qualität und gute Preise macht“.
Dr. Pedron ist veranwortlich für die „Gruppo Italiano Vini“, das bedeutendste Weinunternehmen Italiens und eines der führenden weltweit. Es besitzt Kellereien in allen wichtigen Weinregionen zwischen Piemont und Sizilien, verkauft 90 Million Flaschen im Jahr, macht mit 900 Mitarbeitern und 1250 Hektar Rebfläche einen Umsatz von 300 Millionen Euro.67 Prozent gehen in den Export.
Anlässlich der Weinbautage in Weinsberg stand er auf Einladung von Präsident Hermann Hohl Vertretern von Genossenschaften und Gruppierungen Rede und Antwort. Das Interessante im Vergleich zu Württemberg: Die Gruppo Italiano Vini ist ein Zusammenschluss von Genossenschaften. Übergreifende Bereiche wie Logistik, Export und Erschließung neuer Märkte werden zentral gemanagt. Die Einzelbetriebe arbeiten selbstständig, aber nach Qualitäts- und Produktionsvorgaben der Zentrale.
Besonders stark werden beim Kunden die Marken der Regionen herausgehoben. Pedron: „Jeder Keller hat seine typische Charakteristiik, sein Terroir.“ Das Markenkonzept soll für Europa weiter entwickelt werden. Dazu „wollen wir auch den Endverbraucher besser kennen lernen“.
Ein klares Konzept wird auch mit der Preispolitik verfolgt. Die GIV scheut den Kontakt mit Discountern nicht, sieht aber aufgrund ihrer Größe die Chance, im angepeilten Gourmet-Segment „gute Preise“ zu verhandeln. Unter 3.99 Euro wird auch im Discount kein GIV-Wein verkauft. Pedron: „Wir bieten eine Standardqualität in entsprechenden Mengen und liefern nicht zu jedem Preis.“ Im Vergleich zum durchschnittlichen italienischen Weinverkaufs-Preis von 2,30 € weist GIV einen Durchschnittspreis von 4,80 € aus.
Pedron kennt neben der Qualität das Rezept: „Wir müssen immer dann Lösungen finden, wenn die Produktion teurer ist als der Verkaufspreis.“ Das „gut geführte“ Genossenwesen ist für den Generaldirektor in Italien „die beste Chance für die Zukunft“. Ein Modell für Württemberg? Teilnehmer des Informationsgespräches haben erkannt: „Grundlagen haben wir schon.“ Beispielsweise mit WZG und Weinwerbung. Aber die nächsten Schritte nach dem italienischen Vorbild fehlen. Die nach italienischer Meinung zu große Zahl der Genossenschaften in Württemberg und deren extrem unterschiedliche Größe sind nur zwei Aspekte des Themas.
Ein anderer ist: Aufgezeigte und in Italien erfolgreiche Lösungen müssen auch umgesetzt werden – im Interesse der Zukunft des Württemberger Genossenschaftswesens. Gerhard Schwinghammer
Dr. Emilion Pedron erklärte beim Weinbauverband Württemberg das italieneische Genossenschafts-System der „Gruppo Italiano Vini“