20.5.2009
Sein 175-jähriges Bestehen feierte der Weinbauverein Neckarsulm mit einem Festakt und dem ersten Neckarsulmer Weindorf auf dem Marktplatz. Der Verein hat 110 Mitglieder, die ca 100 Hektar bewirtschaften.
Präsident Hermann Hohl sagte unter anderem: Den Weltruf Neckarsulms haben nicht Räder und Motoren, sondern der Neckarsulmer Wein begründet, sagte Otto Linsenmaier in seinem Festvortrag zum 150-jährigen Bestehen des Weinbauvereins im Jahr 1984. Weitblickende Männer aus Neckarsulm hatten schon am 28.Oktober 1834 einen Verein gegründet mit dem Ziel, den Weinbau durch Beschaffung und Austeilung von ge eigneten Reben für geeignete Lagen zu fördern. In Neckarsulm begann also 1834 die systematische Arbeit an der Verbesserung der Weinqualität, aufbauend auf den Vorleistungen der 1825 gegründeten „Gesellschaft für die Weinverbesserung in Württemberg“ und des aus ihr 1828 entstandenen Württembergischen Weinbau-Vereins.
Wenn man auf die 175 Jahre zurückblickt, kann man sagen: Alle aktuellen Themen der heutigen Weinbaupolitik spiegeln sich in der langen Geschichte des Weinbauvereins und der 1855 „in notvoller Zeit“ und aus „kraftvollem Selbsterhaltungstrieb“ entstandenen Neckarsulmer Weingärtnergenossenschaft wieder - manche haben nur modernere Bezeichnungen wie Ertragsreduzierung, Modernisierung, Qualitätsmanagement, Vermarktung, Export, Import-Druck, Rationalisierung, Fusion.
130 Weingärtner fanden damals zusammen und erkannten „die große Ersparnis an Kosten und Zeitaufwand für den einzelnen Weingärtner“. Der Genossenschaftsgedanke breitet sich aufgrund dieses Erfolges sehr schnell aus. Die Genossenschaftsidee hat auch über 150 Jahre danach ihre Berechtigung. Dass der Weinbauverein in Neckarsulm seine Keimzelle war, gibt ihm über die eigene Geschichte hinaus eine bleibende Bedeutung für den Weinbau in Württemberg. Dass die Qualitätserzeugung ein Gründungsmotiv war, zeigt die Weitsicht.
Heute steht neben den Aktivitäten miteinander auch das öffentliches Engagement für die Stadt Neckarsulm: das Weindorf gehört ebenso dazu wie die Pflege des August-Herold-Weinwanderwegs am Scheuerberg, wo drei stattliche Stelen die Geschichte des Weinbaus in Neckarsulm festhalten.
Und sehr gerne erinnere ich mich daran, dass Hermann Berthold gleich nach der offiziellen Einweihung der Württemberger Weinstraße gesagt hat: Wir machen eine eigene Eröffnung. Das ist dann sehr würdig im Weinberg-Kreisel Richtung Erlenbach geschehen.
Und dankbar erinnere ich auch daran, wie sich der Weinbauverein engagiert dafür eingesetzt hat, dass die durch Neckarsulm führende Württemberger Weinstraße für den Weintouristen über weiterführender Schilder zu den Betrieben eine praktische Funktion erhält und so zum Halt in der Stadt einlädt. Es war ein langer Kampf, aber Hermann Berthold hat ihn gewonnen. An dieser Stelle Dank an die Stadt, dass es doch geklappt hat.
Wir spüren heute wieder mehr denn je und überall, dass Gemeinsamkeit in der Weinbaubranche stark macht.
Dieser Tage wurde über drei Verbandsgrenzen hinweg unter Federführung des Landratsamtes Main-Tauber-Kreis von 14 Weingärtnern und den drei Genossenschaften dort der Arbeitskreis "Weinland Taubertal" gegründet. Außer auf das Marketing setzt der Arbeitskreis auch auf Qualität – zwei immer wichtiger werdende Ziele. Seit längerer Zeit gibt es die Remstalroute mit ähnlicher Zielsetzung. Die Arbeitsgemeinschaft der Bottwartaler Kulturtage und das Weinkabinett Zabergäu, neuerdings auch das Weinkollegium Weinsberger Tal – das alles sind positive Spätfolgen der Gründung des Weingärtnerereins in Neckarsulm vor 175 Jahren. Mancherorts entsteht die Einsicht zur Zusammenarbeit offenbar etwas später.
Gemeinsamkeit macht stark. Das muss mehr denn je auch in Zukunft gelten
Hermann Berthold, Vorsitzender des Weinbauvereins Neckarsulm, mit der seit 1834 geführten Chronik und dem im Gründungsjahr gestifteten Silbernen Butten
Weinkönigin Christl Schäfer eröffnet das Neckarsulmer Weindorf auf dem Marktplatz
Weinkönigin Christl Schäfer eröffnet mit der Weinkönigin 2005/2006 Elisabeth Berthold und Hermann Berthold das Neckarsulmer Weindorf auf dem Marktplatz
Präsident Hermann Hohl mit der Traditionsfahne des Weinbauvereins Neckarsulm