Ein deutliches Bekenntnis zu den Württemberger Traditionssorten Trollinger, Schwarzriesling, Lemberger und Riesling, kundengerechte Produktprofile, die weitergehende Bündelung von Produktions- und Vermarktungsaktivitäten sowie politisches Handeln zum Erhalt der Wein-Kulturlandschaft Steillagen hat Präsident Hermann Hohl vom Weinbauverband Württemberg am Freitagabend (17. April 2009) in Besigheim gefordert.
Der Mitgliederversammlung des Verbandes präsentierte er „13 Besigheimer Thesen“, in denen in deutlichen Worten die Zukunft der Württemberger Weinwirtschaft skizziert ist. Der Verband hat 16500 Mitglieder.
Direktor Karl Heinz Hirsch.
„Wenn wir unsere traditionellen Württemberger Sorten verleugnen, gefährden wir die Existenz der engagierten nächsten Generation“, stellte Hohl fest. Angesichts der Trendumkehr zum Rotwein habe Württemberg das ideale Angebot. Jede Rebsorte müsse jetzt mit Blick auf Stilistik und Verbrauchererwartung „auf den Prüfstand“. Hohl rief zu qualitätsorientierter Preisdisziplin („Wer aggressiv über den Preis verkauft, schadet seinen Kollegen.“) und kostenorientierter Zusammenarbeit bei Produktion und Vermarktung bis hin zu Fusionen auf: „Wenn wir nur über die Bündelung der Kräfte reden und nicht handeln, werden uns die Großen klein machen.“
Aufmerksame Teilnehmer der Mitgliederversammlung 2009 in Besigheim.
Der Blick der Württemberger Wengerter-Branche müsse auf den „zunehmend globaler handelnden Markt“ orientiert werden. Mit dem Weininstitut Württemberg und dem Weinexportkontor Baden-Württemberg habe man erste Schritte gemacht, denen weitere folgen müssten. Mehr Betriebe müssten sich auf gemeinsamen Präsentationen außerhalb des Anbaugebietes zeigen.
Ein klares Bekenntnis legte Hohl zum Deutschen Weinfond und Deutschen Weininstitut ab: „Wenn wir unsere Marketing-Instrumente sterben lassen, unterstützen wir das Geschäft unserer global handelnden Wettbewerber.“ Er forderte zum kreativen Engagement beim Thema Wein und Tourismus auf und gab das Motto aus: „Innovativ sein heißt: Württemberger sein.“
Die Thesen des Württemberger Weinbaupräsidenten wurden von Erkenntnissen der Marktforschung gestützt. André Beron von der Gesellschaft für Konsumforschung in Nürnberg bestätigte: „Die Farben von Württemberg kommen dem Konsumententrend entgegen.“ Er empfahl, „so weit wie möglich aus der Mitte herauszukommen“ und die wertmäßigen Wachstumschancen zu nutzen: „Momentan läuft alles für Deutsche Weine.“ Die Branche dürfe aber nicht die Hände in den Schoß legen. Sie müsse verstärkt jüngere Kunden ansprechen.
André Beron von der Gesellschaft für Konsumforschung in Nürnberg.
„Wir werden den Anbaustopp mit allen Mitteln verteidigen“, kündigte Hohl im Blick auf die möglichen Folgen der EU-Weinmarktreform. Sein Ende bedeute „das Ende des Weinbaus und der Kulturlandschaften“. Im Rahmen des neuen EU-Bezeichnungsrecht will sich Württemberg die Namen „Neckar“, „Schwäbischer Landwein“, „Rhein-Neckar-Landwein“ für gebietsübergreifende gemeinsame Aktivitäten der Anbaugebieten Baden und Württemberg sowie die Ursprungsbezeichnung „Württemberg“ schützen lassen, kündigten Hohl und Ministerialdirektor Dr. Albrecht Rittmann vom Stuttgarter Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum an.
Präsident Hermann Hohl und Monika Reule, Geschäftsführerin des Deutschen Weininstitutes, in Besigheim
Vorstand und Geschäftsführung des Weinbauverbandes Württemberg wurden von der Mitgliederversammlung einstimmig entlastet. Goldene Ehrennadel für Verdienste um den Weinbau wurden an Manfred Häußer (Vorstandsvorsitzender der Strombergkellerei Bönnigheim), Jochen K- Kübler (Oberbürgermeister der Stadt Öhringen und MdL) und Albert Schäfer (Vorstandsmitglied der Felsengartenkellerei Besigheim) verliehen.
Dr. Albrecht Rittmann, Ministerialdirektor im Ministerium für Ernährung und Ländlicher Raum, sprach ein Grußwort.
Die ausgezeichneten Träger der Goldenen Ehrennadel des Weinbauverbandes Württemberg: von links Manfred Häußer und Albert Schäfer mit Weinprinzessin Tabea Buck und Präsident Hermann Hohl. Außerdem erhielt der Öhringer Oberbürgermeister Jochen K. Kübler die Ehrennadel.
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